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Kunst ist, wenn… – 25 Jahre Kunsthalle Göppingen!

Ort
Halle oben
Zeitraum
02.02.2014 - 30.03.2014

25 Jahre …. das lässt sich gut feiern mit einer Ausstellung mit ausgewählten Kunstwerken aus der Sammlung der Kunsthalle Göppingen. Die Kunstwerke spielen die Hauptrolle. 25 Jahre Kunsthalle Göppingen bedeutet nicht nur über 250 Ausstellungen vielfach international bekannter Künstlerinnen und Künstler. In dieser Zeit ist auch die Kunstsammlung um viele Werke gewachsen. Und immer ging es und geht es auch jetzt um das Statement und die Frage: Kunst ist, wenn…?

Die Lust am Abenteuer ist mit dabei, wenn in der Kunsthalle Göppingen zeitgenössische
künstlerische Positionen gezeigt werden und dabei Unverhofftes zu sehen oder
Überraschendes zu entdecken ist. Der Hauptsatz ist: Kunst findet statt! Dazu gehört das
Motto von Werner Meyer und seinem Team: Wir zeigen Kunstwerke, und das heißt von
Anfang an: Wir stellen sie aus, wir vermitteln die Motive, die Bedeutungen, den ästhetischen
Wert, und dass alle Kunst mit dem Leben zu tun hat und Ausdruck unserer Kultur, unserer
Zeit ist. Während die Events, die Güter des Lebens längst verkonsumiert sind,
verschwunden von der Bildfläche, werden diese Kunstwerke bleiben. Sie sind ein kultureller
Schatz der Stadt und sie werden Ausdruck sein für das Denken und Fühlen, für wesentliche
Themen, Träume und Utopien unserer Zeit. Über die Jahre ist die Kunsthalle Göppingen mit
ihren Ausstellungen, mit den Künstlerinnen und Künstlern, mit den Menschen, die da waren
und die noch kommen werden, selbst ein Ort mit Geschichte geworden.
Viele der Künstlerinnen und Künstler waren schon international berühmt, als sie in der
Kunsthalle Göppingen ausstellten: Günther Uecker, der gleich zu Anfang Maßstäbe setzte;
Marie-Jo Lafontaine, die kurz zuvor mit ihrer Videokunst die documenta 8 in Kassel geprägt
hat. Die Erfindung des 3D-Drucks ist ein Kunstwerk, erst eine kleine Figur von Karin Sander,
dann eine ganze Reihe von Figuren, die die Künstlerin mit Innovationslust und
Experimentierfreude mithilfe von Laserstrahlen und neuartigem, plastischem Druckverfahren
anlässlich einer Ausstellung geschaffen hat. Sie steht auch jetzt wieder in der
Ausstellungshalle, weil diese ersten Figuren zuerst in der Kunsthalle Göppingen gezeigt
wurden, bevor sie in die Sammlungen der großen Museen in aller Welt gewandert sind.
Nahezu alle Ausstellungen, die im Laufe von mittlerweile einem Vierteljahrhundert
entstanden sind, waren und sind bis heute Eigenproduktionen. In der Regel dokumentieren
Kataloge die Ausstellungen von Weltstars wie Ilya Kabakov oder James Turrell genauso wie
die Ausstellungen junger Talente. So kündigte sich die Weltkarriere von Jaume Plensa in
dessen Göppinger Ausstellung „One thought fills immensity“ im Jahr 1995 an. Die Kunsthalle
Göppingen zeichnet sich seit ihren Anfängen aber auch durch eine ganze Reihe von
Ausstellungen mit partizipatorischer Kunst aus. Diese ist dadurch gekennzeichnet, dass das
Publikum unmittelbar aufgefordert ist, mit dem Künstler das Kunstwerk zu realisieren. Franz
Erhard Walther ist einer der Pioniere dieser Kunst; seine „Werksätze“ erweitern
programmatisch den Kunstbegriff, indem sie Formen des Handelns, des
Werkbildungsprozesses, und damit Raum-, Körper- und Blickbeziehungen in den
Vordergrund stellen und die Vorstellung vom Bild für immer verändern. Georg Winter nimmt
wiederum den Begriff des Aufnehmens in den Blick, untersucht die Bedeutungen von
Rezeption und Produktion und lässt mit seinem „Ukiyo Camera Systems“ mitten im Leben
Bilder entstehen. Von beiden Künstlern sind wunderbare Installationen zur Beteiligung in der
neuen Ausstellung zu sehen. Das Jubiläum ist ein guter Anlass, die Mannigfaltigkeit der
zeitgenössischen Kunst und ihrer medialen Techniken zu zeigen und so sind neben
Gemälden, Grafiken, Fotografien und Skulpturen mehrere Installationen zu sehen. Als
Speerspitze der Kunst der Neuen Medien versteht sich die digitale Kunst. Pietro Sanguineti
baut im digitalen Raum Bildwelten, grellbunte Wortskulpturen, die im Computer entstehen,
erkennbar sind wie seine Arbeit „Ego“ in der Halle unten und doch pure virtuelle Realität zur
Anschauung bringen.
Göppingen kann stolz sein auf Klaus Heider (1936-2013), der mit der Schenkung seines
Werkes die Sammlung der Kunsthalle Göppingen ungeheuer bereichert hat. Er ist mit drei
Werken in der Ausstellung vertreten, genauso wie Fritz Schwegler von Breech, den in der
Kunst alle Welt kennt und der in den letzten Jahren auch in Göppingen im Rathaus und auf
einem Kreisel in Eislingen ebenso berühmte wie geheimnisvolle Werke installiert hat.
Bei allerhand Künstlerinnen und Künstlern aus Baden-Württemberg war die Kunsthalle
Göppingen früh dabei, als diese sich gerade anschickten, überregionale und internationale
Bedeutung zu gewinnen. Camill Leberers erste „Bühne“ gehört dazu. Anja Luithle mit dem
„roten Kleid“ ist zu nennen und mit einem Werk von Claude Wall besitzt die Kunsthalle
Göppingen sogar das gesamte Oeuvre von Albrecht Dürer. Der rumänische Künstler Dan
Perjovschi hat nicht nur eine vielbeachtete Ausstellung gezeigt, er hat auch seine erste
Zeitungsgrafik in Zusammenarbeit mit dem Geppo, dem Amtsblatt der Stadt, realisiert. Wer
sich diese Grafik damals ausgeschnitten hat und signieren ließ, besitzt heute ein wertvolles
Kunstwerk, das Kunstgeschichte geschrieben hat.
Die Kunsthalle Göppingen hat von Anfang an die Kunstvermittlung hochgehalten. Viele
Menschen haben in den Führungen, in dem vorhandenen Atelier und in eindrucksvollen
Projekten Besonderes erlebt und bleibende Erinnerungen mitgenommen. Mit diesem
Engagement, mit dem Jugendclub Artpartment und mit viel junger, aktueller Kunst hat die
Kunsthalle Göppingen ein ebenso junges Publikum gewonnen. Der überregionale,
internationale Ruf der Kunsthalle Göppingen als Ort nachhaltiger Kunstereignisse ist
unbestritten. Der Pioniergeist, der Mut zum Risiko, wenn es um die Realisierung von
Ausstellungen geht, und nicht selten das Gespür für zukünftig Wichtiges kennzeichnet die
Qualität des Hauses. Und auch für die Museumspädagogik werden immer wieder neue
Wege beschritten. In Allem zeigt sich Ernsthaftigkeit im Verein mit Leichtigkeit,
Nachdenklichkeit im Zusammenspiel mit der Lust an starken Bildern. Denn was wäre die
Schönheit ohne das Spiel, das Groteske, ohne den Humor und den Entdeckergeist, der die
Grenzen erweitert und Interesse weckt für das Fremde, für andere Kulturen und
Erfahrungen.