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Anja Luithle. Kaffeetisch

Ort
C 1
Zeitraum
11.09.2011 - 06.11.2011

Es ist angerichtet: ein schlichter aber massiver Tisch und darauf ein zartes geblümtes Kaffee-Service. Das scheint auf den ersten Blick die Installation der Künstlerin Anja Luithle zu sein. Doch beim Nähertreten erlebt der Besucher die Überraschung: Wie von unsichtbarer Hand dirigiert, vollführen Tassen, Unterteller, Zuckerschale und Milchkännchen einen Tanz, wandern von einem Ende des Tisches zum anderen und drehen sich leise im Kreise zu einer imaginären Melodie. Kinetik lautet das künstlerische Zauberwort. Das Thema der Bewegung (griech. kinesis) gehörte zum Werk avantgardistischer Künstler wie Marcel Duchamp oder Jean Tinguely. Kinetik bezeichnet Bewegungskonzepte in der konkreten Kunst und macht Gegenstände vielsagend lebendig.

Auch bei Anja Luithle handelt es sich nicht einfach um Objekte, das Moment der Bewegung ist wesentlicher ästhetischer Bestandteil ihrer Kunst. Die Auswahl der Materialien und Sujets verrät dabei durchaus gewollt die weibliche Hand. Beispielhaft dafür steht das Werk „Rote Dame“ aus der Sammlung der Kunsthalle Göppingen – ein aus schwerem leuchtend rotem Samt geschneidertes Ballkleid, das einen verführerisch barocken, doch unsichtbaren Leib umhüllt. Das Kleid ist selbst Körper, nähert man sich ihm, fängt es kaum merklich an zu zittern, wird für den sensiblen und aufmerksamen Menschen zum Träger von Gefühlen und ruft damit unwillkürlich eine Reaktion beim Betrachter hervor. Bewegung ist auch immer Ausdruck von und ein anderes Wort für Gefühl. Die Objekte von Anja Luithle spielen gekonnt mit der Erwartung des Betrachters, animieren seine Phantasie. Welchen Dialog mögen wohl die unsichtbaren Herrschaften am Kaffeetisch führen?