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Fünf Künstlerinnen – Fünf Positionen junger Kunst - Heike Gallmeier, Tamara K.E., Ulrike Kessl, Katharina Wibmer, Kim Zieschang

Ort
Halle oben
Zeitraum
09.05.1999 - 20.06.1999

Vom 9. Mai bis 6. Juni 1999 zeigt die Kunsthalle Göppingen eine Ausstellung mit Werken von fünf jungen Künstlerinen: Heike Gallmeier (Berlin), Ulrike Kessl (Düsseldorf), Tamara K.E. (Tiflis, Düsseldorf), Katharina Wibmer (Ludwigsburg) und Kim Zieschang (Stuttgart, Rotterdam). Die Eröffnung findet am Sonntag, dem 9. Mai 1999, um 11.00 Uhr statt. Zur Einführung spricht Werner Meyer, Leiter der Kunsthalle Göppingen.

Wie nie zuvor ist die zeitgenössische Kunst so vielfältig in ihren Möglichkeiten, in ihrer Formensprache und in ihren Themen, alles scheint möglich. Um so wesentlicher ist es, starke Bilder, besondere Konzepte sowie interessante und künstlerisch tragfähige Strategien zu entdecken und zu zeigen. So unterschiedlich die fünf Künstlerinnen in all dem sind, die Ausstellung gibt eine besondere Einsicht in die Gegenwartskunst: klassische figurative Tafelbilder, verbunden mit Text, Wandmalerei, interaktive Videoinstallationen, Performance-Installation, Photos und Objekt-Kunstwerke, das alles durchdringt sich und es wird deutlich, wie sich die Kunst der jüngeren Generation längst aller Grenzen einer klassischen Einteilung in Malerei, Bildhauerei, Neue Medien usw. entledigt hat. Diese Öffnung für alle Ebenen und Möglichkeiten der Bilder, ohne Berührungsängste, schafft ein Kunsterleben und ein vielschichtiges Erkennen der Bilder und ihrer Entstehung, welches die traditionellen Museen und klassischen Ausstellungen noch kaum begriffen haben. Dabei bedarf es nicht eines gemeinsamen Themas. Die Kunstwerke selbst klingen zusammen, schaffen durch ihre Eigenständigkeit, ihr Wechselspiel von Überraschung und Erkennen, durch ihre besonderen Qualitäten ein unverstelltes Erkennen, was Gegenwartskunst in besonderer und unverwechselbarer Form heute sein kann.

Heike Gallmeier lebt und arbeitet in Berlin. Sie verwandelt ihren Atelierraum durch ihre Malerei auf den Wänden in Architekturräume, die an berühmte Bilder z.B. der Renaissance erinnern. Dann entsteht ein Photo, das sie selbst in diesem jeweiligen Raum zeigt, maskiert, nur teilweise, mit vielsagenden Attributen. Dies führt nicht nur zu ebenso geheimnisvollen wie eigensinnigen Bildern. Die junge Künstlerin erreicht auch in ihrem Weg der Durchdringung von Malerei und Photographie eine eindrücklich Form der Bildsprache, in der sich der malerische Umgang mit Farben auf besondere Weise mit dem vermeintlichen Illusionismus der Photographie verbindet.

Ulrike Kessl lebt und arbeitet in Düsseldorf. Sie zeigt mit dem 1996 entstandenen Feld von Personenwaagen eine begehbare Gegenstandsplastik, in dem mit jedem Schritt das Gewicht eine eigene Form bekommt. Wiegen, darüber hinweggehen ist die initiierte Performance eines jeden Besuchers, geballt und vielfältig zugleich, dicht und zugleich mit einem Schuß Humor, dem man sich nicht entziehen kann. Ihre mit Knetmasse überarbeiteten Photoarbeiten sind Sehen durch Photos und plastische Gestalt auf Installationen, und Sehen selbst bekommt dabei eine eigene, ebenso plastische wie vielschichtig bildhafte Tiefe.

Tamara K.E., eine junge georgische, in Düsseldorf lebende Künstlerin, verbindet Tafelmalerei und Wandfresco mit Texten. Unerwartete Perspektiven und Details im Blick auf eigentlich alltägliche, banale Motive ergeben, verbunden mit inhaltsschwangeren Worten und Begriffen, einen direkt erlebbaren doch nicht einfach zu erklärenden Bildsinn. So fordern nur eigenständige Kunstwerke die Sinne mit brillanter klassischer Malerei und die Phantasie mit Verweisen möglicher Bezüge heraus, einprägsam und unerklärlich zugleich. Dazwischen ein Video, in dem eine Geste der Ästhetik, des Hangs zur Makellosigkeit und alltäglichen Perfektion, durch permanente Wiederholung zur symbolischen Obsession gerät.

Katharina Wibmer, in Ludwigsburg lebend und u.a. Trägerin des Marler Video- Kunstpreises, spielt in ihren Video-Installationen virtuos mit Wahrnehmung und Wirklichkeit. In fünf auf einer kreisrunden Backsteinmauer angeordneten Monitoren zeigt sich „Franzi im Glück“, die Künstlerin selbst, mit ebenso spielerischen wie intelligenten Lust zum Absurden, verbunden mit dem Sinn für den Reiz der Verzerrung, der im Blick auf das Detail, in der Zuspitzung der Perspektive liegt. In einer anderen Arbeit ist der Betrachter aufgefordert, das Bild zu berühren. Die Interaktion ist jedoch nur scheinbar. Es bleiben zwei Welten, wenngleich die Technik und die Bilder selbst mit verblüffender Konsequenz das Motiv der Berührung und das Sich-Entziehen gleichermaßen suggerieren.

Kim Zieschang, eine junge Stuttgarter Künstlerin, die zur Zeit in Rotterdam lebt, zeigt eine Installation, die ihre Lebendigkeit und ihre Bedeutung in ihrer Entstehung, in einer Performance offenbart. Zwei Videos geben die Spiegelbildlichkeit, die Schleife unendlicher Wiederholung und Dichte, den Rhythmus, die Poesie ihres Bildes in der Installation wieder. Die Gegenstände, die Videoaufzeichnung der Performance, die Schrift und Sprache, jedes der Elemente zeigt eine mögliche Lesart des einen Kunstwerkes. Sie öffnen den Blick mehr als daß eindeutige Erklärungen gegeben würden. In der Zuspitzung eröffnet sich die Stärke, die Tiefgründigkeit und Vielschichtigkeit im Erleben, das mehr ist als nur Betrachtung und die Beteiligung des Betrachters herausfordert.