Johannes Hewel - Im Rasthäuschen für Seelenwanderer
Schloss Filseck Zeitraum
08.02.2020 - 14.06.2020
Die Ausstellung „Johannes Hewel – Im Rasthäuschen für Seelenwanderer“ zeigt Auszüge aus dem druckgraphischen Werk des vielseitigen Künstlers Johannes Hewel. Er war als Glasgestalter, Linolschneider, Radierer, Maler und Zeichner tätig und hatte 16 Jahre lang eine Professur für Glasgestaltung und Malerei an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste Stuttgart inne. Seine grafischen Arbeiten sind vielfach nach Tagebuchaufzeichnungen im direkten Eindruck seiner Reisen durch Amerika, Asien und Europa in der eigenen Druckwerkstatt entstanden. In der Ausstellung sind neben Linolschnitten, Kaltnadelradierungen und Holzschnitte zu sehen.
Die Verwendung von Sprache und Literatur, die sich leitmotivisch durch nahezu alle Werkgruppen des Künstlers zieht, zeigt sich in der Serie „Airmail for an unkown Nigger, Mexico“ aus dem Jahre 1981. Johannes Hewel beschreibt eine Szene in einem Langstreckenbus „Sempre a Hidalgo“ mit anderen Mitreisenden. Text und Bild sind untrennbar miteinander verbunden. Mehrmonatige Aufenthalte in Peru und Mexiko führten jeweils zu Werken, die mit diesen Ländern verbunden sind: Als Zeichner nimmt Hewel die bildnerische Qualität der indigenen Volkskunst und ihre Spiritualität auf. Von der Reise zurückgekehrt bearbeitet er diese Themen druckgrafisch auf.
Eindrucksvolle Radierungen aus der Serie »GoJoGo« von 1994/2003 führen vor Augen, dass Hewel bis an die äußersten Ränder des Papierbogens den Bildraum erweitert. Die Darstellungsfläche, bei Radierungen durch die Größe der Druckplatte definiert, endet bei Johannes Hewel eben nicht da, er macht nicht Halt an den Druckrändern, er übersät diese, lässt sie bis an den Büttenblattrand wachsen.
Thematisch finden sich in seinen Bildern viele Anspielungen auf eine metaphysische Weltinterpretation wieder, sie prägen auf vielfältige Weise Hewels Arbeit. In seiner 1992 begonnenen und bis zu seinem frühen Tod im Jahr 2009 ausgeführte Linolschnittserie »Brahman endless« steht die Weltseele, magische Kraft der indischen Religion, als Hauptmotiv im Zentrum. Vor diesem Hintergrund erhält Hewels Arbeit eine weitere reflexive Dimension – viele Arbeiten sind als eine Referenz auf seine Religiosität zu verstehen, die geprägt ist vom Einfluss der eigenen sozialen Herkunft und die durch viele Reisen erweitert wurde. Dem Künstler war es ein Anliegen, den Betrachter von der Wahrnehmung der alltäglichen Umgebung zur Imagination des Transzendenten zu lenken.
Johannes Hewel (1947-2009) hat ein facettenreiches Werk geschaffen. Seine Arbeiten wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Staatspreis für Glasgestaltung des Landes Baden-Württemberg. Er lebte und arbeitete in Brettheim (Hohenlohe-Franken).