Stephanie Senge - Konsumbibliothek
Halle unten Zeitraum
13.03.2020 - 27.09.2020
Stephanie Senge (*1972) ist „Konsumkünstlerin“. Ihr künstlerisches Anliegen ist es, ein Bewusstsein für unser Konsumverhalten zu schaffen. Seit über 20 Jahren kauft Stephanie Senge professionell ein. In ihrem Berliner Atelier hat sie eine große Sammlung von Konsumprodukten aus Supermärkten weltweit zusammengetragen.
Für die Kunsthalle Göppingen hat Stephanie Senge eine „Konsumbibliothek“ installiert – im Zentrum der Ausstellung in der „Halle unten“ steht ein Regal, das sich im Laufe der Ausstellung mit Konsumprodukten füllen wird. Auf den Verpackungen wird mit den Begriffen Seele, Energie, Erfolg, Frauen, Freiheit oder Solidarität geworben. Nach diesen Themen kauft Stephanie Senge die Waren ein und lädt die Göppinger Bürger*innen ein mit ihr gemeinsam Einzukaufen.
Teil der Ausstellung sind rechteckige Holzkästen, die beispielsweise den Titel „Seidenki-Hataki Moribana“ tragen. Stephanie Senge arrangiert in ihnen Alltagsgegenstände wie Staubwedel, Toilettenbürsten, Gummihandschuhe und Sägen zu Ikebana-Gestecken. Die japanische Blumensteckkunst hat die Künstlerin in Tokio erlernt und ihren eigenen „Ike-100-Yen-Shop“- Ikebanastil entwickelt. Sie schenkt, statt wie in traditionell üblicher Form Blumen, Konsumgütern und Alltagsgegenständen Beachtung. Für Stephanie Senge ist diese Art von Ikebana eine Form von „Wertschätzungsstrategie“.
Der Ausstellungsflyer ist gleichzeitig ein Manifest: Ein Aufruf zum musealen Einkaufen, als Distanzübung zu unseren Begierden und Wünschen, Einkaufen als Gesellschaftsanalyse (Zitat Stephanie Senge). Die Künstlerin Stephanie Senge möchte kein Urteil in einer moralischen Debatte fällen, sie lädt vielmehr die Besucher*innen und Konsument*innen ein, sich zu fragen, welche Dinge für uns wirklich wichtig sind.