Atelier van Lieshout – Schöne Aussichten
Halle oben Zeitraum
08.03.2009 - 26.04.2009
AVL Atelier Van Lieshout ist Träger des Stankowski Preises 2009. Joep van Lieshout erhält diesen hoch dotierten Preis für sein Werk, das sowohl als Erfindungen freier Kunst seine Bedeutung hat wie auch im Sinne angewandter Kunst eine große Nähe zur Gestaltung von Alltagskultur und ihrer Gegenstände vorweist. Die Installationen und Skulpturen zeigen eine inspirierende und kritische Nähe zum Leben, zur Bedeutung und Funktion der Dinge, zu gesellschaftlichen Werten. „Bonnefantopia“ (2003) ist eine Installation, die Küche, Fitness, Bett… verbindet. Inspiriert durch das Konzept und die Installation „Sportopia“ entstand sie für das Bonnefanten Museum in Mastricht. Diese hier ausgestellte Arbeit hat eher häuslichen Charakter, verbindet sie doch die Fitness-Maschinerie mit einer Küchenzeile und einem einladend großen Bett. Schlafen, Essen, Wohnen, Sport, Sexualität, Gewalt und Friedfertigkeit, alle Grundbedürfnisse des Körpers zu befriedigen sind in diesem Bild möglich. Drei „Michelangelo“-Figuren bewohnen die Installation, jede drückt auf ihre Weise ihr kritisches Verhältnis zu den real-utopischen Möglichkeiten aus. Während der historische Michelangelo sich in seinen Sklaven mit der Sixtinischen Kapelle herumschlug, zeigen diese gefallenen Nachfolger was passiert, wenn die Menschen Sklaven werden von Maschinen oder Systemen.
„Slave City“ ist ein Animationsfilm, der sich mit dem beschäftigt, was das ganze Werk von Joep van Lieshout ausmacht: die Aufgaben und die Vorgaben für Design und Architektur; welche Rolle Kunstwerke in der Gesellschaft, im Leben wie in ihrer Wahrnehmung spielen können. Die Lust liegt in der Direktheit, wie das Leben inspirieren kann, in der Einfachheit, die ansprechend und provozierend ist, in dem Spiel mit Ästhetik, das Schönheit und Hässlichkeit, jedermanns Gebrauch und Herrschaft und Macht zum Ausdruck bringt. Ironie, Humor und Provokation erreichen den Kopf und das Empfinden. Erstaunt sehen wir Entwürfe von Architektur, ganze Systeme, Alltagssituationen und vorprogrammiertes Verhalten, die jedem vertraut sind, und die zugleich etwas in sich tragen als Utopie, angedeutet in jedem Gegenstand, und das wirft Fragen auf, wie die Welt sich entwerfen lässt. Das Werk von Joep van Lieshout will Diskussionen auslösen. Seine Bilder zeigen das Mögliche in dem heute Bestehenden. Die Ausstellung führt einen Ausschnitt vor aus dem Entwurf eines Gesamtkunstwerkes. Den Fragen, wie sich diese Bilder, diese Entwürfe eines Künstlers in Bezug setzen lassen zum Gesellschaftsentwurf einer Demokratie, zur Bedeutung und Macht und Krise der Ökonomie, wird man sich angesichts der Kunstwerke kaum entziehen können. Schon deshalb nicht, weil alle Bilder, alle Gegenständlichkeit auch ihren Gebrauch, ihr Design, das System und seine Architektur zur Diskussion stellen.
Am Sonntag, 26. April 2009, 18.00 Uhr wird im Rahmen der Finissage der Ausstellung in der Kunsthalle Göppingen dem Atelier Van Lieshout und Joep van Lieshout der Stankowski Preis überreicht.