Ayse Erkmen - choo-choo
Halle oben Zeitraum
21.03.1999 - 25.04.1999
Vom 21. März bis 25. April 1999 zeigt die Städtische Galerie Göppingen in ihrer Halle die Ausstellung einer vierteiligen Installation mit dem Titel „choo-choo“ der türkischen Künstlerin Ayse Erkmen. In dem Kabinett „C 1“ ist eine Skulptur der „Body-Scans“ von Karin Sander zu sehen. Die Eröffnung findet am Sonntag, dem 21. März 1999, um 11.00 Uhr statt. Zur Einführung spricht Werner Meyer, Leiter der Städtischen Galerie Göppingen.
Zuvor zeigte Ayse Erkmen in „C 1“ eine Video-Installation mit dem Titel „ein Weg“ (1999): vier Szenen aus berühmten Filmen, die alle an Bahngleisen spielen; jede geht über in eine intensive monochrome, stehende Farbfläche, um dann von neuem zu beginnen, zu sehen auf einem Monitor. Dieses Werk ist der erste Schritt für die nun ausgestellte Installation in der Halle, die ihren Ausgangspunkt in Göppingen selbst hat: In den vier Sheds der Halle bewegen sich auf vier Schienenkreisen über den sie tragenden Märklineisenbahnen vier langgestreckte Plattformen in denselben Farben. Wieder, nun in einer plastischen Installation, sind die Schienen und die intensiv farbigen Projektionsflächen die Motive. Die Arbeit hat eine meditative Seite, aber auch ein raumfüllend spielerisches Moment. Der Spielzeugzug ist das Bewegungsmoment, der Motor des Kunstwerks, gibt ihm seine Lebendigkeit, so wie auf der anderen Ebene die emotionale Kraft der Farben.
Der Zug bewegt die Plattform in dem Raum zwischen den vier Säulen jedes Raumelements in den Sheds der Halle, und so bringt die Bewegung des Zuges auch den Raum der Halle in Bewegung. Aber die Züge sind wie in den Filmszenen der Videoarbeit nur zu ahnen, sie sind anonym, allein Maschine, im Gegensatz zu den Plattformen, die sie tragen und bewegen. Diese haben bestimmte, verschiedene und intensive Farben, wie als die eigentlichen Kunstwerke.
Wie schon in gegensätzlicher Raumverteilung zuvor ist ein Dialog zwischen der Arbeit von Ayse Erkmen und der von Karin Sander beabsichtigt. Karin Sander zeigt nun in „C 1“ eine Skulptur eines Body-Scans: Ayse Erkmen. Das Portrait der Künstlerkollegin tritt in Korrespondenz zu ihrer Arbeit. In der 1:10-Maßstab entsteht eine eigentümliche Spannung zwischen dem ruhigen, in sich gekehrten Ernst in der Haltung der Künstlerin und dem spielerisch anmutenden Verkleinerung der bemalten Plastik. Vor ca 150 Jahren zweidimensional durch das Photo ist nun mit den neuesten Mitteln der Informationsverarbeitung und Technik der Mensch, hier die Künstlerkollegin, dreidimensional als Skulptur technisch reproduzierbar. Die rein technische Reproduzierbarkeit des Menschen als Skulptur, für die die Künstlerin die Idee, den Rahmen und das Konzept vorgibt, ist ein originärer, nie zuvor gemachter Schritt in der Plastik.
Der Dialog über Kunst, über Bilder, wird von den beiden Künstlerinnen in ebenso präziser wie für die Phantasie in spielerisch offener Weise vorgeführt. Die Arbeiten haben alles, was man von Kunstwerken, von den Plastiken wie von der Bedeutung ihrer Farbigkeit erwartet. Sie geben der Vorstellung, was eine Plastik als Kunstwerk sein kann, aber auch eine besondere Dimension sowohl für die Bedeutung ihrer Elemente als auch für die räumliche Ausstellungssituation, in die diese Kunstwerke hineinwirken, und aus denen sie auch ihre Inhalte und Motive beziehen. Für Karin Sander ist eine Darstellung ihrer Arbeit im Internet in Vorbereitung, während über das Werk von Ayse Erkmen ein Katalog mit dem Titel „remix“ erscheint. Von beiden Künstlerinnen wird zur Ausstellung eine Edition erscheinen. Die Installation „choo-choo“ von Ayse Erkmen wurde realisiert mit der Unterstützung der Firma märklin in Göppingen.
Karin Sanders Projekt der Body-Scans und der daraus enstehenden Skulpturen ist mit dem großzügigen Engagement der Firmen Glatz Engineering in Olpe und Tecmath in Kaiserslautern möglich geworden.