Heinrich Zille. Berliner Leben. Zeichnungen, Grafik, Fotografie
Schloss Filseck Zeitraum
02.10.2009 - 31.01.2010
Heinrich Zille (1858-1929) gehört mit seinen Studien, Zeichnungen, Grafiken und mit seinen Fotografien über sein Berliner „Milljöh“ zu den berühmten und populären Künstlern seiner Zeit. Er machte die Lebenswirklichkeit der kleinen Leute zu seinem großen Thema. Er setzt damit den Gestrandeten und Verlierern, den Erwachsenen, vor allem den Jugendlichen und Kindern des Industrieproletariats der wirtschaftlich aufstrebenden Metropole Berlin ein Denkmal. Seine oft grotesken, bissig gezeichneten Kommentare haben die soziale Not der Menschen in den Hinterhöfen und überfüllten Mietskasernen zum Thema. Wesentlich ist seine berührende Nähe zu den Menschen, eindrucksvoll seine Beobachtungsgabe und berühmt sein Humor. Die Komik, die Satire und das Groteske in seinen Bildern wurden sprichwörtlich und vor allem das macht ihn bis heute populär. Heinrich Zille schildert den Alltag, die derbe Volksbelustigung, das dicht gedrängte Leben an den Seen Berlins, die Enge in den Familien, das private wie das öffentliche Leben auf den Plätzen. Nicht zuletzt ist auch sein eigenes Künstlerleben Thema. Heinrich Zille ist ein großartiger Zeichner. Dies zeigen seine Studien und Skizzen, von denen die Ausstellungen viele zu bieten hat. Seine szenischen und meist mit einem satirischen Text verbundenen Bilder veröffentlicht er in auflagenstarken Illustrierten. Im ‚Simplizissimus’, in der Zeitschrift ‚Jugend’ oder auch im von Gustav Meyrink in Wien herausgegebenen Blatt ‚Der liebe Augustin’ erscheinen seine Werke. Bald kannte jeder den ‚Pinsel-Heinrich’, wie das ordentliche Mitglied der Preußischen Akademie der Künste von den Menschen in Berlin liebevoll genannt wurde. Heinrich Zille stammt selbst aus armen Verhältnissen. In jungen Jahren erlernt er den Beruf des Lithographen, später arbeitet er als Drucker bei der renommierten ‚Photographischen Gesellschaft’. Er lebte mit den Menschen, die er zeichnete. Vor diesem Hintergrund entstand sein zeichnerisches und photographisches Werk. Mit seinem scharfen Blick für das Leben der Unterschicht, für sein ‚Milljöh’, bringt er Bilderfindungen hervor, die alsbald die Aufmerksamkeit liberaler Künstlerkreise im wilhelminischen Berlin erregten. Max Liebermann wurde einer seiner wichtigsten Förderer, Käthe Kollwitz gehörte zu seinen Freunden, er kannte Erich Mühsam und Kurt Tucholsky verehrte den Witz und den mitunter dunklen Humor Heinrich Zilles. Sie alle schätzen nicht nur den Satiriker, für sie ist Heinrich Zille auch „restlos Künstler. Ein paar Linien, ein paar Striche, ein wenig Farbe mitunter – und es sind Meisterwerke.“ (Käthe Kollwitz)
Die Ausstellung zeigt die Satire in den Bildern, den Humor in lustigen wie in traurigen Bildern. Jeder kann die Beobachtung, die soziale Genauigkeit des Künstlers bewundern und über seinen Witz schmunzeln. Die Ausstellung würdigt auch die künstlerische Qualität, das zeichnerische Genie von Heinrich Zille, die die Blätter, ob kleine Skizze oder ausgearbeitet Grafik, zu großartigen Kunstwerken machen.