Longing objects. Sammlung der Kunsthalle Göppingen und Gäste
Halle unten Zeitraum
12.07.2015 - 10.01.2016
Mit „Longing Objects“ stellt die Kunsthalle Göppingen Werke aus ihrer Sammlung ins Zentrum, die den Betrachter als Teil ihrer selbst verstehen. Als performative Skulpturen sind sie eine Synthese von Ereignis und Werk, von Präsenz und Repräsentation, von Immaterialität und Materialität. Der Moment der Begegnung mit dem Kunstwerk ist konstituierendes Element. Der doppeldeutige Titel bezieht sich einerseits auf ein Verlangen, das wir bestimmten Objekten entgegenbringen und andererseits auf ein Verlangen, mit dem uns bestimmte Objekte konfrontieren – die schlicht etwas von uns wollen. Franz Erhard Walther, der einmal sagte. „Meine Werkidee braucht den „Sockel der Geschichte“ ist mit zwei seiner berühmten skulpturalen Objekte vertreten, die für die performative Wende in der Geschichte der Skulptur stehen. Stets geht es dabei auch um unseren Körper, der allein durch seine Anwesenheit im Raum zur „körperliche Raumdefinition“ Walthers beiträgt und in den Skulpturen stets mitgedacht ist. Unmittelbarer noch fordern uns die „One Minute Sculptures“ von Erwin Wurm auf, selbst einen Sockel zu besteigen und nach den Anweisungen des Künstlers zur Skulptur zu werden. Mike Kelleys Seifeskulptur „Lots Frau“, die bei ihrer Flucht aus Sodom entgegen Gottes Gebots zurückblickte und zur Salzsäule erstarrte, verweist auf Kelleys Installation eines Streichelzoos im Rahmen der Skulpturenprojekte in Münster. Hier leckten die Ponys, Ziegen und Schafe einen riesigen Salzleckstein in Gestalt von Lots Frau. Die Transformation in eine Seife, deren Gestalt Kelley Lots Frau aus seiner Kinderbibel nachempfunden hat, beinhaltet den Moment der Reinwaschung von Schuld, die auch Ottmar Hörl mit seiner „Unschuld-Seife“ aufnimmt. Matthias Megyeris „Heart to Heart –Kette“ durchschneidet den Raum in Gestalt einer aus ineinander geschlungenen Herzen geschmiedeten Eisenkette. In der doppeldeutigen Konnotation aus anziehendem Kitsch und kühl kalkulierter Abwehr, widersetzt sich die Kette als Objekt selbst jeder Vereinnahmung.
Unter die Arbeiten aus der Sammlung der Kunsthalle Göppingen mischen sich auch Werke aus privaten Sammlungen, die selbst Objekte des Begehrens ihrer Sammler sind und das Begehren selbst auf subtile Weise verhandeln. Giovanni Rizzolis phallische Bronzeplastik „Vaso provisorio“ vereint in Form einer provisorischen Friedhofsvase, deren gefahrvoll erscheinende Spitze für gewöhnlich in die Erde gesteckt wird, Tod und Verlangen.
Mit Werken von: Alighiero e Boetti, Benjamin Bronni, Antonio Calderara, Dadamaino, Ottmar Hörl, Howard Kanovitz, Mike Kelley, Piero Manzoni, Matthias Megyeri, Laercio Redondo, Giovanni Rizzoli, Karin Sander, Fritz Schwegler, Franz Erhard Walther, Georg Winter, Erwin Wurm u. a.