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Micha Ullmann. Der Vortrag

Ort
Halle oben
Zeitraum
30.06.2002 - 11.08.2002

Am Sonntag, dem 30. Juni 2002, um 18.00 Uhr wird in der Kunsthalle Göppingen die Ausstellung mit dem Titel „Vortrag“ von Micha Ullman eröffnet. Zur Ausstellung spricht Werner Meyer, Leiter der Kunsthalle Göppingen.
Am 25.6.2002 abends haben ca. 200 Menschen an dem „Vortrag“ von Micha Ullman in der Kunsthalle Göppingen teilgenommen. Und ihre Existenz in diesem Moment an dem Ort ist zum Bild geworden. Sie haben von der Stille, vom Schweigen des Micha Ullman gehört, sind mit rotem Sand aus Tel Aviv überschüttet worden. Zu sehen sind die Spuren ihres Daseins in diesem Werk: Wie in einem Photogramm bilden sich die Spuren der Stühle, die Füße, der Nebel des dagewesenen Menschen auf dem Fußboden ab. Wie von einer Explosion verteilt sich der rote Staub aus einem Zentrum heraus, vom Künstler aus und mit seiner Bewegung. Das ist das zu besichtigende Bild. – Kunst ereignet sich, findet statt. Manche sind beteiligt, manche Zeugen, dann nur noch Betrachter, wenn alle aktiven und passiven Teilnehmer zur Spur geworden sind.
Die „Schüttungen“ bilden eine Werkgruppe von Micha Ullman. Dazu gehört immer eine Partitur: Gegenstände in bestimmter Zusammenstellung und Anordnung, in neuerer Zeit Menschen, hier nun die größte Ansammlung, die Micha Ullman je in eines seiner Kunstwerke einbezogen hat. Was bleibt, ist ein Photogramm in dem Sandstaub, immer dieser rote Sand aus Tel Aviv, wo der Künstler lebt. Wie ein Schatten bleibt zurück, was vorher in den Fokus einer künstlerischen Sicht gerückt war. Der Schatten ist an die Realität gebunden und wie nichts anderes bedeutungsvolles Bild für die Existenz, für das Dasein und Abwesendsein des Menschen. Die Spur fordert Vorstellungskraft ein über das, was da war, was da geschehen ist … Und es herrscht Stille, Schweigen … – in dem Bild eines Vortrags.
Micha Ullman (geb. 1939) lebt in Tel Aviv (Israel) und lehrt als Professor für Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Seit 1970 sind seine Arbeiten auf vielen wichtigen internationalen Ausstellungen zu sehen. Berühmt wurde auch seine „Bibliothek“ in Berlin: ein in die Erde versenkter Raum, weiß, mit leeren Regalen – ein Denkmal an der Stelle, wo die nationalsozialistische Barbarei am 10. Mai 1933 ihre erste Bücherverbrennung veranstaltete.
Zu der Ausstellung erscheint ein Katalog.