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Ausstellungsansicht, Foto: Frank Kleinbach

Michael Kvium. SALIGIA. Die sieben Todsünden

Ort
Halle oben
Zeitraum
24.04.2016 - 19.06.2016

Dieses Jahr feiern wir den 500. Geburtstag von Hieronymus Bosch. Michael Kviums Bilder demonstrieren einen vergleichbaren apokalyptischen Realismus wie dessen Bilder oder die eines Francisco Goya.

Ein zauberhafter und verwunschener Thron, ein anagrammatischer Totenschädel in Bronze und die sieben Todsünden auf sieben großformatigen Gemälden, eigentlich die Dämonen, die die katholische Glaubenslehre verbindet mit Superbia (Hochmut), Avaritia (Geiz), Luxuria (Wollust), Ira (Zorn), Gula (Völlerei), Invidia (Neid), Acedia (Faulheit). Die Gestalten sind ebenso ausdrucksstarke wie groteske Persönlichkeiten, erscheinen dämonisch, menschlich allzu menschlich, verrückt, für manche hässlich, worin andere Charakter sehen. Aber was für einen! Jeder kennt die Todsünden, in der Kunst, in der Literatur ist es eine besondere Herausforderung, was die Kirche so brandmarkt und mit Angst besetzt. In unserer Gesellschaft ist aus mancher Todsünde eine Tugend geworden. „Geiz ist geil!“ ist zu dem Werbespruch unserer Konsumgesellschaft geworden.

Am meisten verblüfft und beeindruckt die Betrachter der Realismus, mit dem die Figuren dargestellt sind. Vor dem dunklen Hintergrund fallen die darstellten Menschen aus allen Rollen, erscheinen verrückt und zugleich menschlich mit ihren nackten Körpern und rätselhaften Haltungen, die den sonst propagierten Idealen eine Freiheit des Andersseins und Widersinns entgegensetzen. Die Gesichter verbergen und deuten Masken, die Figuren sind nackt und verkleidet zugleich. Die Gegenstände sprechen eine vertraute und doch geheimnisvolle Sprache. Die Gesten sind voller Emotion und haben einen beschwingt theatralischen Ausdruck. Michael Kvium malt den Wahnsinn, das Absurde und gleichzeitig eine Realität, die dem Betrachter nahe kommt und niemanden kalt lässt.

„Für mich ist es immer wichtig, diese Seiten des Menschlichen zu zeigen und die Kultur, deren Teil wir auch sind, all das, was wir verdrängen oder einfach nicht sehen. Wir schämen uns normalerweise der Tatsache, dass wir etwas umso mehr von weitem anstarren, je näher es uns ist. Wir sehen so ungern das ganze Bild von uns und der Welt, in der wir leben.“ (Michael Kvium). In der Kunst spiegelt sich mehr als wir wahrhaben wollen die Realität, auch ihr Wahnsinn, das Groteske, die Sünde und die Dämonen, die in ihrer Alltäglichkeit einfach nur anders sind. Michael Kvium malt meisterhaft, figurativ, Menschenbilder, human mit einem besonderen Sinn für das, was eine besondere Sinnlichkeit und Gefühlswelt anspricht, die sich nicht in Normen bannen lässt. Man denkt an Menschenbilder und Szenen von Hieronymus Bosch, Francisco Goya, Francis Bacon, Otto Dix, an das Absurde, die Freiheit, anders zu sein, und das gehört zum Weltbild genauso wie die Vision der Vernunft und des Schönen, die sich in der Realität verbraucht, verändert und auflöst.

Hierzulande sind die Bilder des dänischen Künstlers Michael Kvium (60) nur wenigen bekannt. Es lohnt sich, diese zu entdecken. In Skandinavien sind die „Verrückten“ von Michael Kvium berühmt und populär. Im Museum von Aarhus in Dänemark haben 2015 über 225 000 Besucher Michael Kviums Ausstellung „Fools“ gesehen. Seine Bilder sind in vielen wichtigen Museen der Welt und in bedeutenden Privatsammlungen.