Pâle Mâle / Tom Castinel et Antonin Horquin (Halle unten)
Zeitraum
10.04.2016 - 16.05.2016
Zwei junge, international beachtete französische Künstler aus Lyon, Tom Castinel und Antonin Horquin, bilden Pâle Mâle. Ihre Installationen vereinen Text und Bild, Performance und Video. In der Ausstellung streift der Betrachter durch einen Parcours von Situationen, angereichert durch Ausstellungsmobiliar, Gegenstände, kurze atmosphärische Texte und Videobilder, die einen nicht loslassen mit ihrer spielerischen Szenerie. Satirisch, bisweilen dadaistisch, zeigen die Videos in Symmetrie die beiden Künstler als Körper 1 und Körper 2 und erzählen groteske, manchmal absurde und immer unmissverständlich alltägliche Momente, jedesmal mit der Vermutung, dass genau dies mehr über Realitäten und vertraute Bilder preisgibt als gutmeinende, ernste Aufklärung. Schwermut hat da keinen Platz, spielerische Heiterkeit und viel Sinn für durchaus auch abgründigen Humor spielen eine wesentliche Rolle. In den szenischen Bildern wird das Theaterspiel als Labor für dem Umgang mit dem Alltäglichen deutlich: Dinge werden zu Fetischen in bestimmten Handlungen, die Groteske entlarvt vertraute Situationen, verbindet das Verblüffende der Videoperformances mit existenziellen Fragen, die sich darin auftun können.
Die Entdeckung der Synästhesie zwischen Objekten und Texten, zwischen Bildern und Literatur fördert Eindrücke und Emotionen zu Tage, die vertraute und häufig populäre Bilder betreffen, die aber auch deren Wahrnehmungen zur Disposition stellen, wenn zum Beispiel Fernrohr und Mikroskop als Antipoden des künstlerischen Blicks in die Welt in Szene gesetzt sind. In der Choreographie des Geschehens, in den Farben und in der Plastik des Bildes, im Rhythmus der Wiederholung, in dem schwebende Videobild auf der Wand erreichen die Szenerien eine Dichte, eine poetische Intensität des starken Bildes, und das ist ein Wesentliches der Kunst.
Das Ganze nennen die jungen Künstler „aprés-gardistisch“. Die Werke von Pâle Mâle lassen sich durchaus in Bezug setzen zu Kunstwerken der Avantgarde, zu dem Stück „Medusa“ von Eric Satie, zum „Triadischen Ballett“ von Oskar Schlemmer, zu den Eskapaden des Dada im Cabaret Voltaire. Oder man denkt an die Burlesken eines Buster Keaton im Film. Es gibt andere Künstlerduos wie die Brüder Turpin oder die Engländer John Wood und Paul Harrison. Da wird die Aufmerksamkeit auf die Probe gestellt: falsche oder wirkliche Zwillinge, Symmetrie und Asymmetrie, Kontrast und Ähnlichkeit der Haltungen, der Physiognomie und der Kostüme, die Wahrnehmung des Einen und des Anderen… und das alles fließt ein in den Titel und die Text-Bild-Kombinationen des Buches zur Ausstellung: „Körper 1 und Körper 2 überschreiten ihr Themengebiet und springen als DAMPFBÜGELSTATION ein“.
Die Ausstellung ist eine Kooperation zwischen der Kunsthalle Göppingen und Le 19 centre d’art contemporain in Montbéliard (4.6. – 28.8.2016), unterstützt von art3 in Valence, von dem Institut français Stuttgart und dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.