Parastou Forouhar. Im Zeichen des Ornaments
Halle oben Zeitraum
13.05.2018 - 08.07.2018
Die international renommierte Künstlerin Parastou Forouhar (*1962) arbeitet in den Medien Fotografie, Zeichnung, digitale Zeichnung, Installation und Animation. Parastou Forouhar findet in ihren Werken zu prägnanten Bildern, die sich zwischen Schönheit und Grausamkeit bewegen. Die Arbeiten der iranisch-deutschen Künstlerin ziehen durch ihre Ästhetik an, faszinieren in ihrer Formensprache und offenbaren erst auf den zweiten Blick eine erschreckende Dimension. So zeigen ihre digitalen Zeichnungen zunächst Ornamente von eindrücklicher Schönheit, deren Muster und Farben verführen. Erst in der näheren Betrachtung werden die scheinbar abstrakten Formen zu menschlichen Gestalten, zu miteinander verketteten Figuren und zu Tätern und Opfern. Darstellung und Erzähltes stehen sich diametral gegenüber.
Parastou Forouhar greift auf die persische Tradition der Miniaturen und des Ornaments zurück. Ornamente folgen den Prinzipien der Regelmäßigkeit und der Wiederholung aus vielschichtigen Formen, die in einer akribischen Folge komplexe und farbenprächtige Muster bilden. In einem festgelegten Raster fügen sich Formen in einem vorgegebenen Rhythmus aneinander und lassen Symmetrie und Harmonie entstehen. Die Schönheit ist trügerisch. Die Ornamente von Parastou Forouhar beinhalten menschliche Körper und Instrumente der Gewalt.
Die Ausstellung in der Kunsthalle Göppingen zeigt zwei großformatige Wandornamente. Auf 18 Metern erstreckt sich die Arbeit „The Time of Butterflies“ – verschiedenste Schmetterlinge in prächtigen Farben bilden ein regelmäßiges Muster und werden zum Ornament. Ihre Flügel sind selbst Ornament wie in der Natur, umso überraschender, wenn man beginnt, die einzelnen Elemente als Bild zu deuten. Unzählige Augen blicken den Betrachter beim Eintritt in die Ausstellung an – sehen und gesehen werden! Die in Schwarzweiß gehaltene Wandarbeit „Augen“ verbindet menschliche Silhouetten und das Augenmotiv miteinander. In der 2017 entstandenen Fotografie-Serie „Das Gras ist grün, der Himmel ist blau und sie ist schwarz …“ ist eine schwarze Figur das Hauptmotiv: Diese wandelt und inszeniert sich vor einer idyllischen Kulisse. Die Farben und gewählten Bildausschnitte, die festgehaltenen Bewegungen und die unterschiedlichen Stofflichkeiten sind von hohem ästhetischem Reiz. Jedoch gehen das verschleierte Wesen im Tschador, dem traditionellen Umhang muslimischer Frauen im Iran, und ihre Umgebung eine ambivalente Verbindung ein und bringen den Widerspruch von innerer und äußerer Realität, von Nähe und Ferne zum Ausdruck.
Die Werke Parastou Forouhars beziehen Stellung zu Gesellschaft und Politik, rühren an Widersprüchen und sind zugleich eng mit ihrer eigenen Biografie verknüpft. Seit zwei Jahrzehnten setzt sich Parastou Forouhar für die vollständige Aufklärung der Morde an ihren Eltern ein – prominente Intellektuelle und Oppositionspolitiker – die 1998 in Teheran durch den staatlichen Geheimdienst ermordet wurden. Die Ausstellung „Parastou Forouhar. Im Zeichen des Ornaments“ in der Kunsthalle Göppingen zeigt Arbeiten aus den elementaren Werkgruppen Parastou Forouhars – ihre digitalen Ornamente, und Fotografien, innerhalb derer das Motiv des Tschadors ein geheimnisvolles Bewegungsspiel eingeht.