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Pietro Sanguineti. the CENTER

Ort
Halle oben
Zeitraum
14.03.2010 - 02.05.2010

Pietro Sanguineti (geboren 1965) lebt und arbeitet in Berlin. Studiert hat er an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart, vor allem bei Joseph Kosuth, einem der führenden Künstler der amerikanischen Konzeptkunst.

Worte, Sprache sind die Bildgegenstände des Künstlers. Manche der Worte, die bei Pietro Sanguineti zu Bildern werden, haben eine modische Allgegenwart – „super“. Andere Begriffe eröffnen ein Assoziationsfeld, in das sich viele Bedeutungen einbringen lassen – „fantasy“. Manche Worte haben einen stark psychischen, unterbewussten Signalwert – „stopp“. Wenige Worte haben es wie „love“ zum Mythos gebracht für ein Lebensgefühl, das über Generationen hinweg immer wieder andere Vorstellungen in vier Buchstaben bindet. Solche Worte haben sich als Bilder in unser Gedächtnis eingebrannt, prägnant und vieldeutig, einfach Buchstaben und emotional aufgeladen zugleich – Love ist Kult. In englischer Sprache haben die Worte einen eigenen, globalen Klang. Ein Wort kann, ist es Bild geworden, vielsagend sein, kann den Veratnd herausfordern und das Gefühl in Anspruch nehmen. So machen Worte als Bilder Sinn. „unspoken“ leuchtet in den Ausstellungsraum, und wer weiß nicht, wie gerade Unausgesprochenes gegenwärtig, geheimnisvoll und sinnstiftend sein kann.

Worte, Sprache sind die geistige Materie und die Buchstaben geben den Wortskulpturen von Pietro Sanguineti die für jedermann erkennbare Form. Der Betrachter ist geübt? Er kennt die leuchtende Schriftzüge der Werbung, die markanten Wortmarken der Industrie und weiß, wie die politische Wirkung von Worten durch ihr Erscheinungsbild geprägt ist. Pietro Sanguineti sieht dies von der Kunst des 20. Jahrhunderts her, von dem Sprachgebrauch der Pop Art, vom Sprachklang des Hip Hop, von dem Signalcharakter, den Graffitis (street art) eindruckvoll öffentlich in Szene setzen. Seine Wortskulpturen zielen auf die bildliche wie die physische Gegenwart der Worte im Raum. In der Wahrnehmung, in dem Verständnis als Sinn werden dies Begriffe. Indem der Zusammenhang gedacht wird, eröffnet sich ein Bedeutungsraum, dessen Horizont kaum absehbar ist. In den animierten Videos bringt Pietro Sanguineti Worte in Bewegung – „now“ wirbelt durch den virtuellen Äther und gewinnt Zeit und Raum. Die Ideen finden ihre Form und Lebendigkeit im Computer, werden in diesem Medium zur Energie konstruktiver Fantasie.

Es geht um den „wahrsten Sinn der Worte“, und der erschließt sich erst, wenn diese Gegenstand der Betrachtung, Gegenstand im dem Raum werden, in dem wir aufmerksam und geistesgegenwärtig sind, möglicherweise in der Kunst, das ist hier die These. In der Ausstellung bewegen sich die Betrachter in der Sphäre solcher Worte, in Form, Farbe, Licht und Material so sprechend wie in ihrer Typografie, die der Wahrheit der Schrift Charakter verleiht.