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Ausstellungsansicht, Foto: Wolfgang Schuhholz

Renato Ranaldi. Fuoriquadro – aus dem Rahmen

Ort
Halle oben
Zeitraum
15.05.2011 - 10.07.2011

Und wenn in der Malerei die Farbe sich aus dem Staub machte, sich zumindest bis an den
Rand der Leinwand verkriecht, als bunter Klumpen… – dann ist dies eine Geste der
Avantgarde. Ein Maler macht die Leinwand frei und denkt die Malerei an ihren äußersten
Punkt. Lucio Fontana hatte um 1960 die monochrom bemalte Leinwand aufgeschnitten und
den dunklen Raum hinter dem Bild zugänglich gemacht und war einer der Revolutionäre der
Kunst des 20 Jahrhunderts. Renato Ranaldi, auch ein Italiener, lässt die Farbe von der
Leinwand verschwinden – nicht ganz: Sie haftet noch an den Rändern, als informelles Etwas,
Farbe ohne Namen. Aber das wissen wir schon seit mehr als hundert Jahren, dass die beste
Kunst nicht abbildet, sondern bildet, neues, geheimnisvolles, eine neue Welt hervorbringt,
oder die bekannte so anders wahrnimmt, dass einmal Hinsehen nicht genügt.

Den Bildern von Renato Ranaldi (geboren 1941, Florenz) haftet Farbe an, manchmal auch
Gegenständliches, mal geformt und in der Bedeutung von Franz Kafkas „Odradek“, an
anderer Stelle sind Fragmente als freie Assoziationen zu verstehen. Jedenfalls reflektiert
sich die Kunst in seinem Werk, Malerei überlegt Malerei, wird zur Skulptur, jenseits der
Oberfläche der Leinwand, wo sich sonst so gerne und seit Jahrhunderten die Malerei
tummelt. Renato Ranaldi stellt in seinen Bildern so fundamentale wie ausufernde Fragen
wie: Was macht die Farbe am Bild? Ist die Leinwand wieder frei oder noch unberührt in
jungfräulichem Weiß? Wie verbindet sich der Gegenstand mit dem Bild? Der Rahmen gehört
zum Bild und ist da für ein Bedeutungsspiel am Rande?

Natürlich weiß der Künstler um die Bedeutung des Klassischen Bildes. Renato Ranaldi lebt
in Florenz. Er kennt die Entwicklung der Malerei, die Bedeutung der Zeichnung – und über
diesen Weg erreicht man den Horizont dessen, was große Kunst heute kann.