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rupprecht geiger. das absolute bild

Ort
Halle oben
Zeitraum
12.05.2013 - 26.06.2013

Die Farbe ist das Element des Malers Rupprecht Geiger. Der Münchner Künstler, 1908
geboren und im Dezember 2009 gestorben, widmete sein ganzes Schaffen den
Ausdruckswerten und -klängen einer abstrakten Farbflächenmalerei. Mit seinem Werk gehört
er zu den bekanntesten internationalen Malern, für die Malerei primär eine Angelegenheit der
Farbe ist und in der, so Geiger Standpunkt, „alles andere sich der Materie Farbe
unterzuordnen hat“. Leuchtend rot, lichtgelb, grellorange oder kaltrot treten seine Bilder dem
Betrachter vor Augen. Sie rücken die Faszination für die Farbe in das Zentrum der sinnlichen
Wahrnehmung. Zugleich lotet Geiger auf und mit der Bildfläche die Möglichkeiten der
künstlerischen Darstellung aus. Einfachste Formen lösen sich zu Farbflecken auf oder
vermitteln sich dem Sehen als eine unregelmäßig bestimmte Farbfläche. Geiger entlockt der
Farbe ihre raumbestimmende Wirkung durch eine konsequente formale Reduktion und durch
eine nuancierte Modulation ihrer Tonwerte. Jedes seiner Werke stellt so in seiner Setzung ein
absolutes Bild dar und steckt doch voller Fragen: Kann man Farbe wirklich sehen? Oder ist
sie nicht eine Vorstellung des Denkens?
Geigers Bildelemente sind Grundformen: er verwendet Kreise, Dreiecke und Rechtecke, ohne
mit diesen abstrakten Formen eine geometrisch bestimmte Ordnung in den Vordergrund zu
stellen. In der Beschränkung auf diese Formen verbirgt sich vielmehr eine Konzentration auf
die Kraft der Farbe. Sie entfaltet dann eine Energie, die in den Raum ausstrahlt und auf den
Betrachter geradezu körperlich einwirkt. Der Künstler, der viele Jahre auch als Architekt
gearbeitet hat, schafft so Räume aus Farbe, die den Triumph der Malerei im 20. Jahrhundert
und darüber hinaus bezeugen. Licht verwandelt sich in Farbe und Farbe zu Licht. Geigers
Bild- und Farbräume weisen damit eine Grenzenlosigkeit und Tiefe auf, die nicht von
ungefähr an das romantische Kunstverständnis erinnern. Sie appellieren an eine
Kontemplation dessen, was uns als Wirklichkeit vor Augen tritt.
Die Ausstellung zeigt Werke von 1949 bis 2005. Sie öffnet damit den Blick auf alle
Schaffensperioden des Künstlers, vom Beginn der Gründung der Künstlergruppe moderner
Maler „ZEN 49“ in München über die Düsseldorfer Akademie-Zeit mit den monochrom
modulierten Bildern bis zu Geigers Spätwerk, in dem die irregulären Formate der Frühzeit
wiederaufgegriffen werden. Unter den Leihgaben sind frühe Eitempera-Bilder, die Geigers
Auseinandersetzung mit abstrakten Formen, aber auch mit der Landschaft wiedergeben,
ebenso Ölmalereien mit hauchfeinen, an die Himmelstönung erinnernden Farbverläufen.
Besonders farbintensiv sind die Acrylleinwände ab Ende der Sechziger Jahre, mit
Tagesleuchtfarbe gemalt, und die späten Werke, die das Spiel der Formen und Farben im
großen Format erproben.
Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Archiv Geiger, München. Weitere
Leihgaben kommen von den Galerien Edith Wahlandt, Stuttgart, und Walter Storms,
München.