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Kunsthalle Göppingen

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Sammlung. Werke aus der Sammlung der Kunsthalle Göppingen

Ort
Halle unten
Zeitraum
04.07.1999 - 15.08.1999

Die Kunsthalle Göppingen gibt einen Einblick in die Ankäufe der städtischen Kunstsammlung während der vergangenen 10 Jahre.

In der Ausstellung sind Skulptur, Malerei, Photo, Video zu sehen von: Willem Boshoff aus Südafrika mit seiner Installation „Blind Alphabet“ – Skulpturen, die eigentlich nur Blinde erkennen können (Dauerleihgabe der Letter-Stiftung); die in Baden- Württemberg lebenden Künstler Michael Danner, Andreas Grunert, Friedemann Hahn, Klaus Heider, Werner Pokorny, Robert Schad, Fritz Schwegler, Claude Wall und Martina Geist sind in der Sammlung vertreten. Photoarbeiten sind von Claus Goedicke und Christopher Muller vertreten sowie von dem englischen Konzeptkünstler Philip Reilly. Günther Ueckers „Poesie der Destruktion“ (1987) war 1990 das erste Kunstwerk, das einen neuen Anspruch der Sammlung manifestierte. Der katalanische Künstler Jaume Plensa und Marie-Jo Lafontaine, die in Belgien lebt und arbeitet, sind mit musealen Stücken in der Sammlung verteten. In „C 1“ ist noch die Arbeit „Interspace“ von Michael Seeling zu sehen, die die Berührung von physischer und virtueller Realität im Kunstwerk zum Thema hat.

Dies und noch einiges mehr wächst zu einem kleinen und doch interessanten und manchmal überraschenden Musée Imaginaire, in dem nicht nur die alten Medien wie Malerei oder Bildhauerei neben den „neuen Medien“ wie Photographie oder Video stehen. Sichtbar wird auch, daß in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und besonders in den 90er Jahren die Kunst nicht von einem Zeitstil und von keiner Avantgarde dominiert wird. Alles ist möglich, und doch kann man Qualitäten erkennen, die nicht nur heute besondere Beachtung finden, sondern auch überdauern werden. Die Kunstsammlung der Stadt ist ein lebendiger, wachsender Schatz, der gedeiht mit der Lebendigkeit und Qualität der Ausstellungen in der Kunsthalle, was manchen Künstler zu großzügigen Gesten veranlaßt hat, ohne die ihre Werke nicht in der Sammlung zu sehen wären. Auf der anderen Seite zeigt die Ausstellung, daß sich auch mit kleinem Budget erstaunliches sammeln läßt.

Sammeln gehört zu den Urtrieben des Menschen und Sammlungen dokumentieren den Prozeß seiner Zivilisation, seiner Kultur. Gesammelt wird, was wertvoll – weil selten, besonders – und was von Interesse ist über den Moment und die Gegenwart hinaus. Was für den privaten Sammler nicht selten eine Obsession wird, ist im öffentlichen Auftrag die Verpflichtung, mit Sachverstand repräsentativ und qualitätsbewußt zu sammeln.

Die Kunstsammlung der Stadt Göppingen besteht aus Einzelstücken. Eine umfassend dokumentarische, regional alles erfassende oder auf wenige Künstler monographische fokussierende Sammlung läßt das sehr schmale Ankaufsbudget nicht zu. Aus der finanziellen Not führt allein der Blick auf Qualität – jedes Kunstwerk ist für sich ein ästhetisches Ereignis und verkörpert eine besondere, des Aufhebens werte Position im zeitgenössischen Kunstgeschehen Ende des 20. Jahrhunderts. Jedes Bild hat seinen eigenen Bedeutungsraum, das Ganze ist wie eine Versammlung ausgeprägter Individuen, was für die Künstlerinnen und Künstler gilt wie für deren Werke. Qualität meint die eigene, unverwechselbare Erfindung und Sprache, aber auch daß das ausgewählte Werk im gesamten Oeuvre des Künstlers zu bewerten ist, und wir erwarten eine starke und intensive bildhafte Ausdruckskraft, die nicht erklärt, sondern ein Geheimnis offenbart, die Erfahrungen und Gedanken so in Bewegung bringt, daß wir das Ziel erst noch finden müssen. Von „Geschmack“ kann in diesem Zusammenhang nur die Rede sein, wenn damit im ursprünglichen Sinne des Begriffs Bildung und Kenntnis, Erfahrung, Sehvermögen, sinnliche Offenheit und auch Respekt vor den geistigen Werten einer Kultur gemeint ist. Und wenn ein Kunstwerk nicht nur eine Illustration des Zeitgeistes ist, sondern auch die provokative Kraft des Außergewöhnlichen hat, dann hat es alle Chancen, dauerhaften Wert zu besitzen. Jedes Museum gibt genau davon Zeugnis. Sein Bildungsauftrag liegt genau darin begründet, denn so sind Kunstwerke nicht nur Dokumente von Tradition, sondern Indikator für Freiheit, für selbstbewußte Offenheit und Großzügigkeit, für die geistige und kulturelle Beweglichkeit, für die Humanitas einer Gesellschaft und auch einer Stadt als einem teil von ihr.

Kunstwerke in einer Sammlung sind ein Schatz. Verbunden mit der Lebendigkeit und Qualität einer Gegenwartskultur gehören sie zum dauerhaften Reichtum eines Gemeinwesens.

Die Ausstellung zeigt einen Teil der Sammlung von Kunstwerken, die seit 1990 zusammengetragen wurden. Die meisten stehen in unmittelbarer Verbindung mit einzelnen Ausstellungsereignissen in der Kunsthalle Göppingen. Einige Künstler haben großzügig mehr ermöglicht, als es das Budget zu kaufen ermöglicht hätte. In loser Folge wird die Sammlung immer wieder in anderen Konstellationen und mit den neuen Kunstwerken gezeigt werden.